Seit mehr als 80 Jahren baut BMW Automobile, die zu motorsportlichen Veranstaltungen geschickt werden, um die weißblaue Marke bekannter zu machen. Heute würde man sagen, das "Markenprofil" zu schärfen. Gleich zu Beginn war bei BMW über eine eigene Abteilung nachgedacht worden, die sich ausschließlich um den Motorsport kümmern und dafür besonders fahrerorientierte Automobile entwickeln sollte. Doch erst 1972 setzte der Hahnemann-Nachfolger Bob Lutz diese 'Idee M' konsequent um und gründete die BMW Motorsport GmbH, aus der wiederum zwei Nachfolgerinnen entstanden sind, die BMW M GmbH für die M-Serienautos und für die Rennwagen die BMW Motorsport Ltd., die sich in England auch um die Formel 1 kümmert. Bald entstanden unter M-Signet perfekt auf die sportliche BMW-Kundschaft abgestimmte M-Serienautos, die den 'Mythos M' weiter aufbauten.
Erste Fahrzeuge der 'Idee M' waren nicht nur die ersten Vorkriegs-315 und 328, sondern nach dem Kriege der giftige BMW 700 CS, der faszinierende Viertürer 1800 TI/SA, der berühmte 2002 turbo oder das 3.0 CSL-Coupé, die zwar schon im neuen 'M-Outfit' auftraten, doch nicht wirklich 'M' hießen. Gründer Jochen Neerpasch hatte erstmals eine heute 'Corporate Identity' genannte einheitliche Optik geschaffen, die großes Aufsehen erregte. Die Idee der Farbe Weiß mit den Streifen Rot, Blau und Violett soll noch vom 6er-Designer Paul Bracq und seiner Frau Alice gekommen sein. Auch heute noch wirkt diese gelungene Lackierung noch nicht alt, wenn man das Violett auch durch einen Blauton ersetzt hat. Ob dies absichtlich geschah, war von der M-Forschung noch nicht zu klären. Und auch den Grund vermochte bisher Niemand zu nennen, jedenfalls wurden in einem BMW-Seminar vom Oktober 1991 die Motorsport-Farben als 'Avusblau', 'Daytona-Violett' und 'Mugellorot' definiert. Also ein Hin und Her um den mittleren M-Streifen.
Bereits Mitte der 1970er konnte die BMW-Tochter Motorsport GmbH den eingeweihten BMW-Fans einen E12-525 anbieten, der wahlweise mit 3,3-Liter-Einspritzer und 200 PS, Dreiliter-Vergaser mit 180 PS und 3,0-Einspritzer mit 195 PS ausgerüstet wurde. Erster echter 'M' wurde nach dem E25-Flügeltürer von Paul Bracq das bei Ital-Design von Giorgetto Giugiaro gestylte und 'M1' genannte Mittelmotor-Coupé, für das Neerpasch die berühmte 'Procar'-Serie erfand, wo berühmte Formel-1-Stars auf einheitlichen M1 um die Wette fuhren. Es folgten der E12-M 535i, M 635 CSi und viele andere mehr oder weniger bekannte M-Sportwagen bis zum heutigen Großserien-M.
Den M-Fans ist besonders der erste BMW M3 (E30S) in Erinnerung, mit seinen Kotflügelverbreiterungen der erfolgreichste Tourenwagen überhaupt. Ihn gab es in vielen Versionen, die meist entwickelt wurden, um die Homologationen für den Rennsport erreichen zu können. Neben dem M3-Cabrio gab es auch einen Zweiliter-M3 für Portugal und Italien, alles gesuchte Sammlerstücke heutzutage. Dem ersten 'Pausbacken-M3' folgten Sechszylinder- und Achtzylinder-Versionen, die sich noch besser verkauften, weil mit dem erste M3 ein Riesen-Imagevorsprung erreicht worden war.
Den Limousinen-Klassiker 'M5' gibt es mittlerweile in fünf Versionen (die ersten drei wurden noch per Handarbeit gebaut) mit Sechs-, Acht und heute Zehnzylindern. Mit so einer Limousine verfolgte BMW das Ziel des sportlichen 'Understatement', der man kaum ansehen sollte, dass sie es leicht auch mit flachen Sportwagen aufnehmen konnte.
Unter dem Dach von 'M' wurden auch die legendären BMW-Artcars entwickelt, Kunstobjekte der beweglichen Art. Das offiziell erste Fahrzeug der später berühmt gewordenen 'BMW Art-Car'-Sammlung nahm daraufhin am 24-Stunden-Rennen in Le Mans 1975 teil. Auf Initiative seines französischen Freundes und Rennfahrers Hervé Poulain hatte der amerikanische Bildhauer und Maler Alexander Calder (1898-1975) ein E9-Coupé der CSL-Reihe mit seinen 'Mobiles' bemalt: "Die wechselnde Farbgebung (Calder arbeitete nur mit Primärfarben) der einzelnen Elemente und Formen verstärkte den Eindruck der Bewegung innerhalb des Gesamtwerkes." Im harten Einsatz auf der Piste von Le Mans fiel das in den Farben Rot, Gelb, Blau und Weiß bemalte Coupé dann aber leider mit Kardanwellen-Defekt aus.
DIE GROSSE BMW-M-CHRONIK von Thomas G. Mueller
Historie der M-Automobile und einer Idee, eine BMW-Tochtergesellschaft zu gründen. Einmalige Zeitdokumente von 700 CS, 1800 TI/SA, 2002 turbo, CSL zu E25-Turbo, M1, E21-M, M3-E30 und -E36, M5-E12, -E28, -E34, -E39, Z3-M coupé, M roadster und 850 CSi, umfangreiche Tabellen zu Sporterfolgen, E-Codes, M- und S-Codes sowie Bauzeiten und Stückzahlen, Aussagen von Zeitzeugen, 424 Kunstdruckseiten, Karton matt kaschiert, fadengebunden, deutsch, Großformat 35 x 25 cm, drei Lesebänder in den Farben, handsigniert und -numeriert, limitierte Erstausgabe. EUR 250,-