Der BMW Z8

11. August 2009 - Thomas G. Mueller

Als BMW mit dem Design-Entwurf namens 'Z07' (sehr dicht an der Bezeichnung '507') herauskam, erntete der Münchner Hersteller große Begeisterung. Ob es nur ein Versuchsballon gewesen war, fragte man sich, doch schon bald folgte die Serienversion. Auf der IAA 1999 wurde der BMW Z8 vorgestellt.

Das Design mit superbreiter BMW-Niere und seitlichen Lufteinlässen orientierte sich an dem 1955 vorgestellten V8-Roadster BMW 507. "Schon als Studie 'Z07' begeisterte der neue BMW-Sportwagen die Besucher der Motor-Shows 1997 in Tokio und 1998 in Detroit. Und schon damals verriet seine Linienführung, dass hier Fachleute am Werk waren, die freie Hand hatten in der Gestaltung eines emotionalen Rasse-Automobils," so BMW. "Wenn ich den 507 heute entwerfen würde, würde er aussehen wie der Z8." Das war die Aussage eines Mannes, der es wissen musste - und zugleich ein Kompliment an das BMW-Designteam unter Leitung von Christopher Bangle, dem man später viele Hässlichkeiten anhängte, die aber sein Vorstand ausgesucht und zu verantworten hatte. Kein geringerer als Albrecht Graf von Goertz kam dergestalt ins Schwärmen, jener Stylist, der die aufregenden Karosserielinien des BMW 507 entwarf. "Als Graf von Goertz 1955 in New York erstmals das Tuch zog von seiner Kreation eines zweisitzigen offenen Sportwagens, dem BMW 507, präsentierte er nicht nur ein neues Auto; er setzte auch einen designerischen Maßstab. Kein Wunder, dass die Schönen und Reichen damals alle ein solches Automobil aus München haben wollten; und das zu einer Zeit, in der BMW vor allem mit Motorrädern und Kleinwagen von sich reden machte." Exakt 252 Einheiten des BMW 507 verließen das Werk; und sie waren allesamt Traumwagen. Denn das Konzept, einen immerhin bis zu 150 PS starken 3,2-Liter-V8-Motor in eine leichte Aluminium-Karosserie zu verpflanzen, war so aufregend wie zielführend. Schließlich gab es nur einige wenige Straßenautos, die Mitte der 1950er-Jahre 200 km/h (so schnell wie ein BMW 507) fahren konnten. Die Zahl jener Sportwagen, die eine ähnliche Faszination des offenen Fahrens anboten, war damals gering, gar nicht zu reden von seinem Sound.

Diese Idee lebte bei BMW nun wieder auf, als eine moderne Interpretation des Themas 507: Ebenfalls atemberaubend schön, klassisch in den Proportionen, präsentierte der Z8 wie schon der 507 wiedermal das Beste an Technik, was im Automobilbau möglich war. Dieser offene Zweisitzer, ein Traumwagen jenseits von Mode und Zeitgeschmack, wurde so einem hohen Anspruch gerecht, meinte BMW zu erkennen: "Er verkörpert ein außergewöhnliches Automobil für Genießer, geschaffen aus der leidenschaftlichen Begeisterung engagierter Designer und Ingenieure." Das Exterieur-Design des Serien-Z8 soll Andreas Zapatinas besorgt haben, der sich dicht an den Design-Entwurf 'Z07' und den Ursprung 507 gehalten hatte, so stand es auf 'Wikipedia.de'. Henrik Fisker wurde in dem legendären Besitzerbuch von BMW als Designer des Z8 vorgestellt. Zeitzeugen erzählten von einer hochkarätigen Oldtimer-Ausfahrt (ob es an der Villa d'Este am Comer See war?) von Bernd Pischetsrieder und Wolfgang Reitzle mit dem Werks-507, auf der beschlossen wurde, sich dieses Themas im Rahmen des gerade aktuellen Retro-Designs nochmal in moderner Form zu widmen. Ob es stimmt? Vielleicht haben wir Gelegenheit, die beiden nochmal nach den genauen Umständen zu befragen.

Natürlich war das Segment der luxuriösen Hochleistungs-Sportwagen auch für andere Hersteller äußerst attraktiv: Zwar brachte es nicht viel für die Verkaufsbilanz, umso mehr aber für das Image. "Kein Wunder also, dass selbst in Japan und Korea immer wieder Anläufe unternommen werden, eigene Kreationen in diesem Markt zu lancieren. Bislang ist noch jeder dieser Versuche gescheitert, denn gegen einen etablierten Markennamen mit entsprechend gewachsener Substanz und Tradtion kommt auch eine gute Technik nicht an." So sahen das die BMW-Marktstrategen in einem internen Schreiben. Die schier endlos lange Motorhaube des BMW Z8, seine üppig dimensionierten Räder und die seitlichen Karosserieeinlässe erinnerten an seinen legendären Vorgänger. Diese Hommage in Gestalt des Z8 besaß ebenfalls eine 'Idealfigur': Der Aufbau des 4,40 Meter langen, 1,83 Meter breiten und 1,31 Meter hohen Roadsters bestand aus einem selbsttragenden Aluminiumrahmen (Spaceframe) mit einer aufgeschraubten Außenhaut. Mindestens so aufregend wie die äußeren, sichtbaren Linien des Z8 war seine richtungsweisende Karosserie-Struktur. Dabei handelte es sich um einen selbsttragenden Aluminium-Rahmen, Spaceframe genannt. Die rassige Struktur des Z8 war ähnlich aufgebaut wie ein Fachwerkhaus: Hochfeste Strukturbleche aus Aluminium sowie ein leichter und korrosionsbeständiger Werkstoff füllten die Räume zwischen den als stabiles 'Gerüst' dienenden, großzügig dimensionierten Strangpressprofilen aus. Darüber lag die, wie ich finde, 'rassige' Außenhaut, jedes ihrer Teile war schraubbar. Mit diesem Konzept wurden bei optimalem Gewicht im Wettbewerbsvergleich offener Sportwagen Bestwerte für die Karosseriesteifigkeit erzielt. Das Ergebnis für den Fahrer war ein hervorragend direktes Fahrgefühl bei gleichzeitigem Vermeiden der ansonsten für offene Fahrzeuge typischen Zitterschwingungen.

Ein Blick unter die Motorhaube des BMW Z8 bestätigte, was der Betrachter von außen vermutete (oder bereits hörte): Es ging enorm kraftvoll zu, denn hier arbeitete ein Hochleistungs-V8-Sportmotor mit dem internen Kürzel 'S62 B50' mit fünf Litern Hubraum. Dieses auch akustisch faszinierende Triebwerk, das für zwei unterschiedliche Fahrzeugkonzepte vorgesehen war (für M5-E39S und Z8), gab immerhin 400 PS (294 kW) Leistung bei 6.600/min ab und stellt ein beeindruckendes maximales Drehmoment von 500 Nm (bei 3.800/min) bereit. Die bei BMW von den M-Modellen her bekannte, variable Verstellung der Nockenwellen (Doppel-VANOS) sowie eine Sauganlage mit elektronisch gesteuerten Einzeldrosselklappen sorgten für hohes Drehmoment schon im unteren und mittleren Drehzahlbereich und gewährleisteten darüber hinaus neben einer spontanen Gasannahme eine optimale Verbrennung bei geringen Emissionen. Zu den weiteren High-Tech-Lösungen dieses außergewöhnlichen Vierventil-Motors gehörten eine fliehkraftgeregelte Ölversorgung, Querstromkühlung und ein Öl-/Wasser-Wärmetauscher. Eine BMW Eigenentwicklung war die Motorsteuerung, die in einer Sekunde mehr als eine Million Steuerkommandos umsetzen konnte, "eine technische Dimension wie in der Formel 1," so die Presseleute. Dieses imposante Kraftwerk war (aus Gründen bester Traktion in nahezu allen Fahrsituationen) innerhalb der Karosserie weit hinter der Vorderachse positioniert (Frontmittelmotor) und half somit, eine optimale Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse im Verhältnis von 50:50 zu erreichen. Zusammen mit dem sportlich abgestimmten Schlupfregelsystem DSC (Dynamische Stabilitäts Control) III, mit Motorschleppmomentregelung, ließ sich die eindrucksvolle 'Power' der 400 PS gleichermaßen effektiv wie sicher auf die Straße übertragen.

Über ein präzise schaltbares, verstärktes Sechsganggetriebe mit kurzen Schaltwegen und über eine selbst nachstellende Einscheiben-Trockenkupplung mit kurzem Pedalweg und einer Pedalkraft, die über die Lebensdauer des Autos konstant blieb, konnte der Fahrer eines Z8 die schiere Kraft des starken V8-Motors exakt dosieren. Die wahrlich atemberaubende Schubkraft gelangte über gewichts- und festigkeitsoptimierte Gelenk- und Abtriebswellen an die Hinterräder. Ein optimales Durchschalten der Gänge brachte den, nach EU-Norm 1.660 Kilogramm wiegenden, BMW Z8 schon nach 4,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 km/h, nach 23,4 Sekunden war bereits ein Kilometer Distanz zurückgelegt, und ein Beschleunigungsmanöver von 80 auf 120 km/h im vierten Gang dauerte nur 4,3 Sekunden. Dieser stete Vortrieb fand erst bei 250 km/h ein Ende, denn dann regelte die Elektronik die Höchstgeschwindigkeit leider sanft ab. So gewollt bei allen BMW-Automobilen.

Der Innenraum bot Raum für zwei Personen. Die Sitze mit Lederbezug waren beheizbar und elektrisch verstellbar. Fahrer und Beifahrer waren im Z8 aber nicht nur besonders sicher, sondern auch besonders exklusiv und komfortabel untergebracht. Sie saßen in einer feinen Umgebung aus hochwertigem Leder, fühlten sich wohl in einer Cockpit-Kombination aus lackierten und lederbezogenen Flächen in Verbindung mit Schaltern und Hebeln aus Aluminium. Hatte der Fahrer die beheizten und verchromten Außenspiegel elektrisch justiert und mit dem Wagenschlüssel die elektronische Wegfahrsperre deaktiviert, konnte er mit einem Fußdruck auf die Kupplung und einem Fingerdruck auf den separaten Starterknopf den V8-Hochleistungsmotor zum Leben erwecken. Das Lenkschloss selbst war vom charismatischen Starterknopf getrennt und wurde durch Drehen des Schlüssels im Zündschloss deaktiviert. Verstärkt wurde der Klassiker-Eindruck durch die in der Mitte des Armaturenbretts angeordneten Rundinstrumente, die präzise und schnell Auskunft über die Primärfunktionen Geschwindigkeit, Motordrehzahl, Tankinhalt und Kühlwassertemperatur gaben. Weitere Anzeigen des Kombiinstruments informierten über Uhrzeit und gefahrene Wegstrecke. Aufgrund dieser mittigen Anordnung ergab sich ein unbehinderter Blick nach vorne auf die Straße. "Deren erschwerte Ablesbarkeit zu monieren, grenzte angesichts des beherrschenden Designs an Blasphemie," so 'Focus-Online'.

Wie schon beim Z1 sollten wieder sechs Außen- und vier Innen-Farbtöne zur Wahl stehen; dementsprechend vielfältig ließ sich die besondere Atmosphäre des BMW Z8 individuell gestalten. Die Farbe Criollorotmetallic kam jedoch nie in die Serie, auch wenn engekündigt in den ersten Prospekten. Die Z8-Montage erfolgte im Werk München. Bereits über zehn Jahre zuvor hatte man hier mit dem Z1-Roadster erste Erfahrungen mit der Kleinserienfertigung gemacht. Für den Z8 wurde ein separater Bereich im ehemaligen Pilotwerk geschaffen, der getrennt war von der E36-Produktion, eine Art 'Manufaktur': "Unsere Kunden dürfen ein Unikat auf einzigartigem handwerklichen und qualitativen Niveau erwarten," erzählte Z8-Montage-Leiter Herbert Hötschl, dem rund hundert Mitarbeiter unterstanden.

Besonderer Leckerbissen der offziellen Welteinführung sollte wie beim Z3 der Auftritt im James-Bond-Film werden, diesmal in 'Die Welt ist nicht genug'. Der Schauspieler Pierce Brosnan sollte als einer der Ersten ans Steuer und im BMW Z8 über die Kinoleinwand fegen. Man erzählte sich, dass der 007-Z8 noch gar kein echter war und technisch unter der Haube noch viel Corvette gewesen sein soll. Dass dies stimmte, konnte man nicht glauben. Jedenfalls wäre es schade gewesen, wenn ein echter Z8 von der Säge zerteilt worden wäre.

Die exakt 555 Exemplare des Alpina Roadsters mit 4,6-Liter-V8 und Automatik waren sehr auf die Kunden in Amerika ausgelegt.

Von den Z8-Alpina-Roadstern gingen 450 in die Vereinigten Staaten. Die restlichen 105 Einheiten verblieben für Europa und ein paar für die Sammler in Japan. Daher gab es auch nur wenig Alpina-Literatur dazu.

Also nur ein Auto für Filmstars und Neue-Markt-Chefs, die seinerzeit so vermögend waren? In Summe stellte der BMW Z8 eine attraktive 'Fahrmaschine' dar, deren Daseinsorientierung sich nicht allein auf den Transport von Menschen und deren Gepäck beschränkte. Vielmehr stand beim Z8 das BMW-Motto, die 'Freude am Fahren', vor allem mit geöffnetem Verdeck bei herrlicher Witterung, an allererster Stelle. Mit seinem eigenen Konzept spielte er in der Liga der Supersportwagen. Dieses in Dingolfing und München in exklusiver Kleinserie gebaute Automobil war ein Hochkaräter für echte Connaisseurs, es lässt Wunschträume von Autofans Wirklichkeit werden. Der BMW Z8 wurde bereits 2003, also noch währed der Bauzeit, von der Zeitschrift 'Motor Klassik' mit großem Abstand zum '"Klassiker der Zukunft" in der Kategorie Cabrio gewählt. "Bereits heute ist diese 'Zukunft' zur Gegenwart geworden, denn der BMW Z8 hat sich inzwischen zu einem begehrten Sammlerstück mit einer hohen Wertstabilität entwickelt," schrieb der Z8-Club, der sich schon 2005 gegründet hat. Autos gelten ja nun als alles andere als Geldanlage, zu schnell verlieren Neuwagen zu viel an Wert. Anders der BMW Z8: Auch viele Jahre später wurden für gut gepflegte Exemplare noch mindestens der Neupreis gezahlt, kein schlechter Wert für einen Gebrauchtwagen. Der BMW Z8 war auch später noch ein Sportwagen für Kunden mit Geld; bei einem Komplettpreis von 127.000 Euro durchaus nachvollziehbar. Für den stolzen Preis gab es von BMW für die Luxuskarosse Z8 aber auch eine stolze Garantie: Und zwar für 50 Jahre das Versprechen für den Kauf von Ersatzteilen. Also nicht eine Garantie auf Reparaturen, wie dies vielleicht anmutete.

In den offiziellen Werkslisten fand Herr Harz von BMW Classic den europäischen ECE-Z8 (Code EJ11) zwischen Januar 2000 und Dezember 2003 mit 3.160 Exemplaren. Als 'EJ13' wurde dort der USA-Roadster zwischen Mai 2000 und Dezember 2003 mit 2.543 Fahrzeugen geführt. Auch wenn schon mal andere Zahlen auftauchen, mögen wir uns an die Daten halten (weil sie direkt von BMW kommen), bis neue Dokumente anderes beweisen können. In der EWB-Zulassungsstatistik befand sich gegenüber dem Sammlerfahrzeug Z1 nur etwa ein Drittel Z8, also 1.286 in 2008 (nach den besten Jahren 2006 mit 1.451 und 1.440 in 2007). Ob die fehlenden Fahrzeuge unangemeldet in Sammlungen verschwunden waren oder exportiert wurden? Am 1.1.2009 waren noch 1.283 BMW Z8 in Flensburg registriert.

Die Journalisten schrieben: "Der BMW Z8 ist ein derzeit konkurrenzloses Angebot in der Klasse leistungsstarker Roadster. Nicht so sehr wegen seiner Fahrleistungen, die beispielsweise auch von einer Corvette erreicht werden; auch nicht wegen seines Preises, der mit 235.000 Mark höher liegt als der solcher Mitbewerber oder aber auf dem gleichen Niveau anderer Supersportwagen. Konkurrenzlos ist der Z8, weil er einen sehr ausgeprägten Charakter entwickelt. Er ist ein Macho-Auto, ohne vulgär zu wirken. Er ist schnell, aber nicht nervös. Sein Design nimmt sehr geschmackvoll die Linien seines historischen Ahnen aus dem eigenen Hause auf und ist der moderne Höhepunkt des Retro-Designs im Autobau." Damit schien alles gesagt.

Nein, doch noch dies: Der Z8 ist nicht nur eines der wenigen Automobile, die auch heute noch Neupreise erzielen, sondern schon nach so kurzer Zeit einen flotten Trend nach oben verzeichnen. Der legendäre 507 lässt schön grüßen. Als Ergänzung zum 'Geburtsbuch' von 2000 gibt es inzwischen bereits drei neue Bücher zum Z8, eines davon für den zum Auto passenden exklusiven Preis von EUR 888,-, jedoch noch weit seltener und einzeln angefertigt. Das lässt noch weitere Aufschwünge für den BMW Z8 erwarten, ob er den 507 erreichen kann?

2009: DAS BLAUE BMW Z8 BUCH
deutsch/englisch, 35x25 cm

2011: DIE SCHWARZE BMW Z8 CHRONIK
deutsch, 48x32 cm

040-860400
www.edition-weiss-blau.de